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Heimweh oder doch nur Angst vor dem Sterben?

Das Theaterstück «Längizyti» wird im Schadausaal des Kultur-und Kongresszentrums Thun inszeniert vom Theater überLand. Der Theatertextstammt von Pedro Lenz und wurde für die Inszenierung verfasst. Es war einspannender Theaterabend rund um das Thema «Wo ist meine Heimat?» Bei einemguten Glas Rioja gibt es immer reichlich Gesprächsstoff auf der Bühne: von der Frage, ob die Schweiz oder Spanien das bessere Land ist, bis hin zu den Ausländern, die – je nach Ansicht – entweder sehr gut oder ziemlich schlecht ins Bild passen. Der Rückkehrer ärgert sich über die Veränderungen seit seinem Weg gehen, und sein bester Freund muss ihm immer wieder klarmachen, dass Veränderungen logisch sind und dass jetzt die Schweiz sein Zuhause ist. «Bi dir dahäi isch jetz da bi üüs».

Das Stück ist für Jung und Alt geeignet. Viele Dialoge erinnern an Gespräche zwischen den eigenen Grosseltern, und manchmal fühlt man sich ertappt oder erkennt sich selbst in den Szenen wieder – die Situationen kommen einem nur allzu bekannt vor.

Dadurch kann man sich gut in die Geschehnisse hineinversetzen und mit den beiden älteren Paaren mitfühlen, die stets etwas finden, um sich gegenseitig auf liebevolle Weise zu necken. Man merkt, dass dieFiguren einander doch helfen wollen, wenn sie zum Beispiel Angst vor dem Tod haben, es aber nicht zugeben können. Oder wenn Jöggu Heimweh hat, aber nicht weiss, wo man hingehört, und nie dort ist, wo man sein will. Dies alles immer mit einer guten Prise Humor gewürzt.

Das Schauspiel entwickelt einen magischen Bann, der das Publikum fesselt. Wie das Licht von der ganzen Szene zu einem einzelnen Schauspieler rüber schwenkt, wenn er etwas Rückblickendes und Persönliches erzählt. Die Musik verkürzt die Pausen, wenn das Bühnenbild umgebaut wird. Es nimmt die Zuschauerinnen mit in die Stimmung, wie sich die einzelnen Figurenfühlen. Von einem spanischen Lied mit Zupfinstrumenten und Gitarre bis zu einem beinahe Donnergrollen, welches die Dramatik der Situation unterstreicht.

Es ist faszinierend, wie mit wenig Requisiten ein so aussagekräftiges Bühnenbild gemacht werden kann. Wie ein kleines Möbel den Bedürfnissen des Stücks angepasst werden konnte. Dahinter steckt viel logisches Denken, Fantasie und eine grossartige Vorstellungskraft. Einige Kostüme sind sehr schlicht und wirken sehr ruhig und angepasst, wobei die anderen extravagant herausstechen und somit die Persönlichkeit der Figurenherausstreichen.

Die Aufführung war bis zur Pause mitreissend, doch am Schluss wurde der Tod etwas stark ins Zentrum gerückt – es war ein eher bedrückendes Ende.

4.11.2024